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Bezirksverband Pfalz

Besuch in Erfurt

30.10.2018

Fotos: Michael Gottschalk

Nach dem Besuch der Thüringer in der Pfalz, stand am Samstag und Sonntag, 27. und 28. Oktober 2018, der Gegenbesuch bei den Kollegen des Partnerverbands an.

Rund zehn DJV-Mitglieder aus Rheinhessen und der Pfalz reisten nach Erfurt, darunter Josef Heinrich Weiske. Der ehemalige rheinland-pfälzische Landesvorsitzende zählt zu den Gründern und Motoren der Partnerschaft.
 
Als erstes stand der Besuch der alten Synagoge an, religiöses Zentrum der jüdischen Gemeinde Erfurts im Mittelalter. Nach einem Pogrom Mitte des 14. Jahrhunderts, bei dem die jüdische Gemeinde ausgelöscht worden ist, wurde das Gotteshaus säkularisiert und umgebaut; es diente in der Folge unter anderem als Lagerhaus und Tanzlokal. Dank des Nischendaseins des in zweiter Reihe gebauten Hauses in der Altstadt, geriet die einstige Synagoge in Vergessenheit und überstand so die Reichspogromnacht der Nazis 1938.  Dass sich nach dem Pogrom im Mittelalter wieder eine jüdische Gemeinde bildete, war laut Erfurts UNESCO-Weltkulturerbe-Beauftragter Dr. Maria Stürzebecher nicht zuletzt dem Mainzer Bischof zu verdanken, der als weltlicher Herrscher über Erfurt vom Stadtrat auch nach dem Untergang der jüdischen Gemeinde die Judensteuer einforderte. Auch deshalb hatte die Stadt ein Interesse daran, eine neue jüdische Gemeinde zu gründen. Vermutlich kamen aufgrund der Verbindungen zwischen Mainz und Erfurt auch Juden aus der heutigen rheinland-pfälzischen Landeshauptstadt, möglicherweise auch aus den anderen beiden Schum-Städten in die nun thüringische Landeshauptstadt.
 
Ende der 1980er Jahre besann man sich in Erfurt wieder auf die alte Synagoge: Die Stadt kaufte das geschichtsträchtige Gebäude und baute es zu einem Museum aus. Zusammen mit den 2007 bei Bauarbeiten entdeckten Resten des einstigen Judenbades, der inzwischen baulich geschützten und für Besucher zugänglichen Mikwe, und dem im Mittelalter errichteten sogenannten steinernen Haus, in dem mehr oder weniger gut erhaltene  Grabsteine des nicht mehr existierenden mittelalterlichen jüdischen Friedhofs ausgestellt werden, bildet die alte Synagoge ein Ensemble, mit dem sich Erfurt um den Status UNESCO-Weltkulturerbe beworben hat. Die Entscheidung darüber steht 2022 an - ein Jahr nachdem über die Bewerbung der Schum-Städte Speyer, Worms und Mainz entschieden sein soll, die im Mittelalter ebenfalls lebendige und miteinander verbundene jüdische Gemeinden hatten. Eine von Erfurt angestrebte gemeinsame Bewerbung mit den Schum-Städten um den Welterbe-Status sei aus politischen Gründen nicht zustande gekommen, sagte Sarah Laubenstein, zusammen mit Stürzebecher Erfurts Weltkulturerbe-Beauftragte. 
 
Erfurt verfügt nach wie vor über eine jüdische Gemeinde mit rund 500 Mitgliedern, die eine neue Synagoge und einen Friedhof haben. Hinzu kommt die sonntags besuchte, an der Gera gelegene kleine Synagoge, die zum Besucher- und Begegnungszentrum ausgebaut wurde. 
 
Nach so vielen Informationen blieb noch Zeit für den einen oder anderen Stadtspaziergang mit den Thüringer Kollegen, bei dem Unterhaltungen über das Gehörte und den Arbeitsalltag begonnen wurden, die bei gemütlichen Essen ihre Fortsetzung fanden. Beim abschließenden Mittagessen lud Thüringens DJV-Geschäftsführer Ralf Leifer, der das Programm mit dem Kollegen Michael Plote auf die Beine gestellt hatte, bereits zum nächsten Besuch ein.
Autor: Michael Gottschalk

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