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Bezirk Pfalz

Parlamentarischer Abend mit Roland Jahn

25.11.2015

Roland Jahn (Mitte) im Gespräch mit Annette Weber und Ilja Tüchter. Foto: Andreas Danner

„Vorwürfe helfen am Ende nicht. Wir wollen verstehen, warum jemand so gehandelt hat.“ Roland Jahn, der Bundesbeauftragte für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen Deutschen Demokratischen Republik, richtete diesen Satz beim Parlamentarischen Abend des DJV-Bezirksverbands Pfalz nicht nur an Zeitzeugen der ehemaligen DDR, sondern auch an Medienschaffende von heute.

„Vorwürfe helfen am Ende nicht. Wir wollen verstehen, warum jemand so gehandelt hat.“ Roland Jahn, der Bundesbeauftragte für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen Deutschen Demokratischen Republik, richtete diesen Satz beim Parlamentarischen Abend des DJV-Bezirksverbands Pfalz nicht nur an Zeitzeugen der ehemaligen DDR, sondern auch an Medienschaffende von heute. Der Bürgerrechtler und Journalist mahnte, die einst für das Ministerium für Staatssicherheit tätigen Bürger nicht pauschal zu verurteilen, sondern das System der Stasi mit all seinen Zwängen – auch für die „Täter“ - in Gänze zu betrachten. Der Parlamentarische Abend am 17. November in Neustadt/Weinstraße stand unter dem Thema „Die Medien und die deutsche Einheit“. Roland Jahn gewährte im Gespräch mit den RHEINPFALZ-Redakteuren Annette Weber und Ilja Tüchter, dem Vorsitzenden des DJV-Bezirks Pfalz, viele persönliche Einblicke. Er berichtete vor knapp 50 Zuhörern aus Politik, Justiz und Gesellschaft von seiner Tätigkeit als Journalist, etwa beim ARD-Magazin „Kontraste“, aber auch von einschneidenden Ereignissen in seinem Privatleben als DDR-Bürger. Wie er beispielsweise erfuhr, dass enge Vertraute ihn ihm Auftrag der Stasi ausspionierten; wie seinem Vater – aufgrund der oppositionellen Tätigkeit des Sohnes – gar die Ehrenmitgliedschaft im Sportverein entzogen wurde. Und doch hielt Jahn fest: „Ich habe 30 Jahre in der DDR gelebt, und es war ein schönes Leben. Nicht wegen des Staates, sondern trotz der Staates. Ja, auch in einer Diktatur scheint die Sonne, wir hatten auch schönes Wetter.“ Das Leben in der DDR lasse sich nicht in Schwarz und Weiß zeichnen, betonte er. Jahn, Jahrgang 1953, erinnerte sich an seinen eigenen Medienkonsum als junger DDR-Bürger zurück: „Abends ab halb sieben haben wir im Westen gelebt. Ich bin mit den Vorabendserien der ARD und der Tagesschau aufgewachsen“, berichtete er. „Und wenn die deutsche Nationalmannschaft gespielt hat, dann war das unsere Nationalmannschaft.“ Mit Blick auf den Umgang der Medien mit der ehemaligen DDR appellierte er, die Menschen und ihre Hintergründe nicht aus den Augen zu lassen: Es gehe nicht in erster Linie darum, „Menschen zu überführen. Vielmehr solle man mit ihnen auch die Gelegenheit geben, darüber zu sprechen.“ Jahn forderte „Respekt vor der Biografie“ jener, die einst in der DDR lebten. Jahn selbst war 1983 gewaltsam ausgebürgert worden. Die Konsequenzen seines Engagements spürte nicht nur er, sondern auch seine Familie. Jahn erntete für seine bewegenden Schilderungen, in denen er die großen menschlichen Themen Schuld und Vergebung streifte, mehrfach Zwischenapplaus. Auch von seiner Arbeit berichtete er. Rund 5000 Anträge auf Akteneinsicht erreichten die Stasi-Unterlagen-Behörde pro Jahr. Über zwei Millionen Menschen hätten schon Einsicht in die Stasi-Akten genommen, die über sie gefertigt wurden. „Ich kenne keinen, der es bereut hat“, sagte Roland Jahn.

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